Katharina Westerbusch (Abitur 2025)

„Zwischen Fingerspielen und Vektorräumen“

Dreifachmutter schafft Spagat zwischen morgendlicher Arbeit und Abendgymnasium

 

Die dreifache Mutter Katharina Westerbusch (36) arbeitet seit sechs Jahren als Tagesmutter und betreut täglich bei ihrer Arbeit bis zu fünf Kinder. Eigentlich wollte sie die Fachhochschulreife nachholen und dann Sozialpädagogik studieren, doch sie entschied sich um und hat nun nach drei Jahren im Abitur Online am Abendgymnasium Sophie Scholl in Osnabrück erfolgreich ihr Abitur absolviert. 

„Ich bin in diesem Sommer seit 20 Jahren aus der Schule und halte nun mein Abiturzeugnis in der Hand. Als einstige Hauptschülerin hätte ich das von mir selbst nicht erwartet“, sagt sie.

 

Am Abendgymnasium sind alle willkommen

Für viele Lernende sei das Abendgymnasium eine zweite Chance. Während manche im Vorfeld aufgrund von fehlender Motivation ihr Potential nicht genutzt hätten, gebe es am Abendgymnasium auch häufig Lernende, denen es aufgrund ihres früheren Umfelds nicht möglich gewesen sei, das Abitur auf dem ersten Bildungsweg zu erlangen. Am Abendgymnasium treffe man auf eine bunte, gemischte Schülerschaft mit verschiedenen sprachlichen und kulturellen Hintergründen, Altersklassen, Überzeugungen und sexuellen Identitäten. „Hier zählt nicht, wo du herkommst, hier wird nur geguckt, wo du hinwillst“, erklärt die Abiturientin.

Ein Zuckerschlecken sei es nicht, das Abitur nachzuholen, bestätigten die Lernenden der Schule. Aber man sei sich einig, man wachse an seinen Aufgaben. Neben dem schulischen Wissen habe man in der Zeit am Abendgymnasium auch persönlich viel dazugelernt. „Ich bin in dieser Zeit nicht nur fachlich gewachsen, sondern auch meine Persönlichkeit ist gereift. Die intensive Zeit im Spannungsfeld zwischen Familie, Arbeit und Schule hat nicht nur mein Selbstvertrauen gestärkt, ich bin auch viel organisierter geworden und habe gelernt, mich und meine Bedürfnisse besser wahrzunehmen!“, so Westerbusch.

 

Alles ganz anders als früher

Die Tagesmutter erzählt, zu Hauptschulzeiten habe sie sich nicht einmal zur Erledigung der Hausaufgaben motivieren können. Dass deshalb regelmäßig ein Brief an die Eltern gegangen sei, habe sie damals nicht gestört. Heute, mit einem Ziel vor Augen, habe sich ihre Einstellung grundlegend geändert, was sich auch im außerschulischen Bereich widerspiegele.

An der Schule ihrer Tochter sei sie Vorsitzende der Elternschaft und Mitglied im Gemeinde-

Elternrat. Und auch am Abendgymnasium Sophie Scholl hat sich Frau Westerbusch in schulischen Gremien aktiv eingebracht, war Mitglied der SV und Studierendensprecherin. „Ich kenne die Schule mittlerweile von innen und außen ganz gut und habe gelernt, dass wir Einfluss nehmen können,“ betont sie.

Das Gefühl, von Lehrkräften ernst genommen zu werden, sei nicht nur für sie, sondern für die gesamte Schülerschaft wichtig und man sei sich einig, dass die positive Lernatmosphäre den größten Unterschied zu ihrem früheren Bildungsweg ausmache und nicht unerheblich zum schulischen Erfolg beitrage. Ihr Tipp an Studierende lautet: "Baut eine gute Klassengemeinschaft auf und seid füreinander da. Je mehr ihr euch untereinander verbunden fühlt, desto leichter fällt allen das Durchhalten!"